#weare golden

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Im Dezember 2020 war es soweit: Mit unserer Neueröffnung wurden wir gleichzeitig als erstes Walliser Hotel mit dem Nachhaltigkeitslabel ibex fairstay ausgezeichnet – auf Anhieb haben wir den Level GOLD erreicht. Während dem gesamten Prozess von der Auswahl des Labels bis hin zur Zertifizierung wurden wir von Anita Gschwind, Geschäftführerin von ibex fairstay begleitet und schlussendlich von Domenico Saladino auditiert. Wofür das Label genau steht und wieso wir uns für eine Zertifizierung mit genau diesem Label entschieden haben, könnt ihr im Interview mit Anita, Domenico und Madeleine Dias de Rezende, Sustainability Verantwortliche im CERVO, nachlesen.

1. WOFÜR STEHT DER NAME IBEX FAIRSTAY?

Anita Gschwind: Der Name „ibex fairstay“ steht für echte, gelebte Nachhaltigkeit und setzt sich zusammen aus den Wörtern „capra ibex“, der wissenschaftlichen Benennung des Alpensteinbocks, und „fairstay“, sinnbildlich für einen schönen Ferienaufenthalt in hoher Qualität zu fairen Preisen. Auch nach dem Markenrelaunch des ehemaligen Steinbock-Labels steht der Steinbock als Symbol für Weitsicht, Natürlichkeit, Kraft und Mut sowohl visuell als auch textlich im Marktauftritt.

2. WAS UNTERSCHEIDET IBEX VON ANDEREN ÖKO-LABELS IN DER BEHERBERGUNGSBRANCHE?

Anita Gschwind: Ibex fairstay zeichnet sich durch seine Ganzheitlichkeit und Performance aus. Entgegen anderen Öko- Labels beinhaltet das Managementtool von ibex fairstay die fünf Dimensionen Management, Ökologie, regionale Verankerung, Soziales sowie Finanzen und Markt. Eine solch umfassende Methodik ist in der Beherbergungsbranche einzigartig und kann als wertvolle Unterstützung in der lösungsorientierten Betriebsführung angesehen werden.

Madeleine Diaz de Rezende: Das CERVO hat sich für ibex entschieden, da es sich um ein Schweizer Öko-Label handelt, welches mit internationalen Labels auf Augenhöhe ist. Wir streben nach Regionalität und Authentizität, da erschien es uns nur logisch, uns für ein nationales Label zu entscheiden. Auch der persönliche Kontakt war uns sehr wichtig.

3. WORAUF IST DIE STRUKTUR DER ZERTIFIZIERUNG AUFGEBAUT?

Anita Gschwind: Die Methodik von ibex fairstay baut auf einer klaren Standortbestimmung mit gestützten Berechnungen auf. Diese Auswertung dient den Hoteliers, bewusst und mit konkreten Massnahmen aus dem Ideenkatalog die nachhaltige Betriebsführung zu verbessern und neue Angebote zu entwickeln. Das Audit findet von einem externen Fachmann statt und der Entscheid fällt ein unabhängiges Zertifizierungskomitee. So kann die Neutralität, die Professionalität und die Glaubwürdigkeit gewahrt werden. Je nach Nachhaltigkeitsleistung werden die Betriebe mit ibex fairstay bronze, silver, gold oder platinum ausgezeichnet und können sich bei der Rezertifizierung steigern.

4. WIE WICHTIG IST IN DEINEN AUGEN DAS ZERTIFIZIEREN VON HOTELS?

Anita Gschwind: Nachhaltigkeit ist im Trend und wird durch Covid-19 längerfristig noch bestärkt – davon bin ich fest überzeugt. Betriebe, welche die verantwortungsvolle Betriebsführung überdurchschnittlich gut wahrnehmen und sich damit am Markt positionieren wollen, tun gut daran, sich zertifizieren zu lassen. So kann ihr Engagement neutral überprüft und messbar nachgewiesen werden. Basis für die gelebte Nachhaltigkeit ist und bleibt jedoch die Sensibilisierung Aller – und auch dazu ist eine Zertifizierung ein wertvolles Hilfsmittel.

5. WAS GLAUBST DU, IST DAS GRÖSSTE HINDERNIS, DASS DIE VORAUSSETZUNGEN EINES SOLCHEN LABELS ZU MINDESTVORAUSSETZUNGEN FÜR EIN JEDES HOTEL WERDEN LÄSST?

Anita Gschwind: Für den Umsetzungs- und Sensibilisierungsprozess braucht es ein gutes Zusammenspiel im Kader und ein starkes Commitment, um die Vorbildfunktion wahrzunehmen. Die Hotelbranche hat – bedingt durch die Saisonalität – eine relativ hohe Fluktuationsrate. Zudem ist das Daily Business nur bedingt planbar. Eine wertschätzende Führungspolitik, welche die Mitarbeitenden in einem guten Mass fördert und fordert, kann die Basis für weitere Schritte bilden. Insbesondere junge Menschen engagieren sich gerne langfristig im Nachhaltigkeitsteam – eine Chance, sie mit an Bord zu nehmen.

Madeleine Diaz de Rezende: Ich bin optimistisch, dass ein bewussterer Lebensstil nicht nur ein flüchtiger Trend, sondern eine permanente Entwicklung ist, die mehr und mehr in den Fokus rückt. Dabei sind die globalen Klimaziele und die Bereitschaft zur Veränderung von vielen individuellen Unternehmen/NGOs/ Vereinen und Privatpersonen die ersten Wegweiser. Die «Fridays for Future» Bewegung zeigt dabei sehr gut, dass sich eine neue Generation diesem Thema annimmt und bereit ist, Veränderungen für eine enkeltaugliche Welt durchzusetzen.

6. GIBT ES EINEN SCHLÜSSELMOMENT, AN DEN DU DICH ERINNERN KANNST, DER DAS THEMA UMWELT & NACHHALTIGKEIT IN DEN FOKUS DEINES SCHAFFENS GERÜCKT HAT?

Anita Gschwind: Ich bin auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen und oft mit meinem Vater aufs Feld gefahren. An einem Tag – es hatte zuvor stark geregnet – kehrte er unverrichteter Dinge um. „Der Acker ist zu feucht, um ihn mit der schweren Maschine zu bearbeiten. Die Verdichtung würde dazu führen, dass in den kommenden Jahren weniger wachsen würde. Das dürfen wir dem Boden, der uns so viel Wertvolles liefert, nicht antun.“ Diesen Respekt gegenüber den Ressourcen und die Dankbarkeit für das, was sie uns geben, haben mich bis heute geprägt. Ich bin froh, dass mir diese in die Wiege gelegt wurden.

Domenico Saladino: Schon als ehemaliger Hotelier und lange bevor ich an der Erarbeitung der ibex fairstay Zertifizierung mitwirkte, spürte ich das dringende Bedürfnis, die ökologische Dimension in meine Arbeit einzubringen, als Konsequenz einer Lebensweise, eines Wesens, das ich immer in mir getragen habe. Eine bedingungslose Liebe zur Natur und zu allen Lebewesen. In diesem Sinne gibt es keinen Schlüsselmoment oder besonderen Umstand. Es war einfach ein Teil von mir, der sich ausdrücken wollte.

Madeleine Diaz de Rezende: Auch ich bin auf einem Hof aufgewachsen und habe vieles als Kind für selbstverständlich genommen, beispielsweise frisches, saisonales Gemüse und Fleisch von Tieren, die auf der Weide vor unserem Haus gegrast haben. Geheizt wird in meinem elterlichen Zuhause mit Holz aus dem heimischen Wald, wollte ich ein warmes Bad, musste ich erst einmal Feuer machen. Als Kind fand ich das nicht immer lustig, heute bin ich dankbar für diese Erfahrung – ich denke, diese hat meine Wertschätzung gegenüber der Natur und all ihrer Bewohner stark geprägt und auch meine Verpflichtung, für ihren Schutz einzustehen. Schlüsselmoment war dann wahrscheinlich, als ich realisiert habe, dass das Erfahrene bei weitem nicht der Realität Aller entspricht und wir uns zu einer degenerativen Gesellschaft entwickelt haben.

7. WAS IST EINER DER KREATIVSTEN LÖSUNGSANSÄTZE, DIE DU IN EINEM HOTEL KENNENLERNEN DURFTEST?

Domenico Saladino: Ich möchte zwei Beispiele nennen. Das eine bezieht sich auf das intelligente Recycling von organischen Abfällen, das andere auf die wirtschaftliche Perspektive:

  • Die Schaffung einer speziellen Wurmkompostierung auf 1800 Meter, was wegen der plötzlichen Temperatursprünge nicht einfach zu bewerkstelligen ist.
  • Das zweite Beispiel ist die Erfindung einer Software mit Hilfe von Excel, die es dem Hotelier erlaubt, auf der Grundlage bestimmter Logarithmen automatisch einen Arbeitsplan zu erstellen, dies sogar in einem stark saisonal positionierten Betrieb.

Madeleine Diaz de Rezende: Ich finde es faszinierend, wenn Unternehmen, Haushalte oder andere Systeme es schaffen, Kreisläufe zu schliessen, auch immer mehr Hotels versuchen sich daran. Ein super Beispiel ist das Gaia Hotel in Basel, dass durch unterschiedliche Massnahmen bemüht ist, richtung Zero-Waste zu gehen. Das Spenden von Kaffeesatz an ein Urban-Farming Projekt zum Beispiel, welches diesem eine zweite Verwendung gibt und Edelpilze auf dem Kaffeesatz züchtet.

8. GIBT ES EINE BESONDERHEIT, EIN ALLEINSTELLUNGMERKMAL, DAS EUCH AM CERVO BESONDERS IN ERINNERUNG GEBLIEBEN IST?

Anita Gschwind: Das junge, engagierte Team, welches mit sehr viel Engagement innovative Ideen anpackt, ohne die Gastfreundschaft und das Daily Business zu vernachlässigen.

Domenico Saladino: Neben ersichtlichem Einfallsreichtum der beteiligten Personen, haben mich die durchdachten und effizient gestalteten Arbeitsprozesse beeindruckt. Sie zeigen hohe Professionalität im Führen des Betriebes.

9. WO DENKST DU, LIEGT DAS GRÖSSTE POTENZIAL IM CERVO?

Anita Gschwind: In der Individualität und Einfachheit auf einem sehr hohen Niveau. Das CERVO ist für mich der Beweis, dass sich Fünfsternehotellerie und Nachhaltigkeit beflügeln können.

Domenico Saladino: Das CERVO hat das Konzept des nachhaltigen Managements in alle Arbeitsprozesse integriert. Meines Erachtens ist dies der beste Weg, um die Ziele zu erreichen, die sie sich gesetzt haben. Dies in heute nicht einfachen aber herausfordernden Zeiten.

Madeleine Diaz de Rezende: Die Bereitschaft zu Veränderung, der Mut neue Wege zu gehen und mit Selbstbewusstsein als Pionier zu agieren.

10. WAS SIND DEINE TIPPS FÜR EINEN RESSOURCENSCHONENDEN ALLTAG? ETWAS, DAS JEDER ZUHAUSE SELBST TUN KANN?

Anita Gschwind: Für mich ist das Schlüsselwort Suffizienz oder „Genügsamkeit“. Mit der bewussten Auseinandersetzung unseres Konsumverhaltens können wir aktiv zur Ressourcenschonung beitragen. Einen ersten Eindruck davon erhalten wir, wenn wir genau hinschauen, was täglich (vermeidbar) im Abfall landet. «Weniger ist Mehr» hat auch viel mit Achtsamkeit zu tun – Achtsamkeit gegenüber den verfügbaren Ressourcen.

Domenico Saladino: Zuerst die «richtigen Informationen» über die gewünschten oder benötigten Produkte und Dienstleistungen zu beschaffen, um dann folgerichtig gezielte Einkäufe zu tätigen. Wichtig ist dabei, sich der enormen Macht bewusst zu sein, die in jeder dieser Handlungen steckt.

Madeleine Diaz de Rezende: «Walk The Talk» – für sich und seine Umwelt einstehen, auch wenn keiner hinsieht. Lebensweisen und Muster erkennen und die Bereitschaft, diese auch ändern zu wollen. Hinterfragen von Gewohnheiten und unseres Konsumverhaltens. Bevor ich etwas kaufe, die Frage stellen; Was brauche ich wirklich? Kann ich es bei einem/er Bekannten ausleihen? Welche Alternative gibt es? Reduce – Reuse – Repair – Recycle

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